Kunststoff-Profilsysteme

Hoch entwickelte Systemtechnik

Die Anforderungen an Fensterkonstruktionen steigen permanent. Die Hersteller Kunststoff-Fensterprofilsystemen reagieren darauf mit Konstruktionen die nicht nur eine verbesserte Wärme- und Schalldämmung bieten können, sondern auch den Anforderungen an Sicherheit und Einbruchhemmung gerecht werden.

Die von den Profilextrudeuren gebotene Systemprogramm versetzt dank seiner Breite und Tiefe die Kunststofffenster-Bauer in die Lage, neben Standardfenster auch Sonderelemente wie Schräg- und Rundbogenelemente, innen und außen öffnende Haustür- und Fenster-Konstruktionen, Schwingfenster, Falt-Schiebe- PSK- und Hebe-Schiebe-Türen zu produzieren.


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Auf Passivhausniveau

Mit passivhaustauglichen Konstruktionen, die den Anforderungen des Passivhaus-Institutes in Darmstadt bzw. des ift Rosenheim entsprechen, ist die Branche für die Novellierung der Energieeinsparverordnung EnEV gut gerüstet. Dabei fällt auf, dass diese Werte im Vergleich zu den Systemen der ersten Generation mit moderaten Bautiefen von rund 70 mm erreicht werden können. Eine wichtige Rolle dabei spielen thermisch getrennte Stahlarmierungen, wenn nicht gleich ganz auf ihren Einsatz verzichtet wird, um die Wärmebrücke als notorische Schwachstelle gleich ganz zu eliminieren.


Um dies möglichen zu machen, setzen Hersteller wie Rehau oder aluplast auf glasfaserverstärkte Profile, Schüco hingegen auf einextrudierte Aluminiumstege, die beim System SI 82+ die aussteifende Funktion übernehmen.

Für die notwendige Stabilität wird mit der Scheibenverklebung gesorgt. Dabei kommen derzeit noch überwiegend pastöse Kleber von Unternehmen wie Sika, Otto-Chemie und Kömmerling zum Einsatz. Immer mehr Fensterhersteller setzen aber auch Hochleistungsklebebänder wie sie von Lohmann oder 3M oder Tesa angeboten werden.

Der Vorteil dieser Lösung: es müssen keine zusätzlichen Maschinen angeschafft oder gar die Fertigung umstrukturiert werden. Denn die Bänder sind Teil der Systemtechnik und werden wie die eingezogenen Dichtungen vom Systemhersteller gleich einsatzbereit mitgeliefert.

Auch bei einer anderen Technologie, der Ausschäumung von Profilen zur Optimierung der Wärmedämmung verfolgt die Branche zwei verschiedene Wege. Während Gealan und die Profine-Gruppe auf die Ausschäumung der Profile vor der Auslieferung zum Kunden setzen, verfolgt aluplast mit der Applikation des PU-Schaums am fertigen Rahmen einen ganz anderen Ansatz. Die Voraussetzung hierfür ist allerdings, der Verarbeiter ist bereit in die dafür notwendige Maschine zu investieren.


Renaissance der Fensterklassiker

Parallel dazu ist eine regelrechte Renaissance altbekannter Fensterkonstruktionen wie dem Kasten oder Verbundfenster zu beobachten. Zumal diese neben einer verbesserten Wärmedämmung auch mit exzellenten Schalldämmwerten und der Möglichkeit im Scheibenzwischenraum zusätzliche Funktionen bzw. Elemente wie Sonnenschutzprodukte zu integrieren, punkten können.

Auch bei der Optimierung der Systeme für Hebe-Schiebe-Türen haben die Systemhersteller große Fortschritte gemacht. Was zu einer regelrechten Renaissance dieser Öffnungsart maßgeblich beiträgt. Dank neuer Profilkonstruktionen können dem Kunden heute die Wünsche nach möglichst großflächigen Elementen erfüllt werden, ohne dass er dabei Abstriche bei der Wärmedämmung oder der Dichtigkeit in Kauf zu nehmen hat. Dank neuer Bodenschwellenlösungen mit geringen Bauhöhen gehören die bekannten Stolperschwellen der Vergangenheit an, lassen sich selbst die Schließteile schwellenbündig integrieren.


Gebot der Kompatibilität

Bei der Entwicklung neuer Systemkonstruktionen ist eine möglichst hohe Kompatibilität ein wichtiges Entwicklungskriterium. So können das für die bisherigen Systeme eingesetzte Zubehör sowie die Zubehörprofile auch für die neuen Systemkonstruktionen verwendet werden. Stahlverstärkungen können sowohl im Blendrahmen als auch im Flügel eingesetzt werden. Damit wird dem Kunden ein hoher Aufwand für die Bestellung und Lagerhaltung erspart, die damit verbundene Kapitalbindung deutlich reduziert. Und nicht zuletzt die Voraussetzungen für eine rationelle Verarbeitung geschaffen.


Wachsendes Marktsegment

Auch wenn keine exakten Marktzahlen verfügbar sind, so ist dennoch festzustellen, dass der Marktanteil von Kunststoff-Fenstern mit Alu-Deckschale kontinuierlich steigt. Die nahezu unbegrenzte Vielfalt der farblichen Gestaltung und die unübertroffene Witterungsbeständigkeit sind die Argumente, die eine wachsende Zahl von Kunden überzeugt.

Mittlerweile hat daher nahezu jeder Systemhersteller eine entsprechende Lösung im Programm. Wurden früher die bei Holz-Alu-Fenstern üblichen Abstandhalter eingesetzt, werden die Alu-Deckschalen heute fast ausschließlich auf die tragende Kunststoff-Profilkonstruktion aufgeklipst.


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Was sich einfach anhört, erweist sich in der Praxis als durchaus anspruchsvoll, soll eine saubere, einwandfreie Gehrungsfuge das Ergebnis sein. Eine ganze Reihe von Systemhäusern hat daher mit der Markteinführung neuer Alu-Deckschalen die Systeme umgestellt, so dass heute die Eckverbindung stumpf gestoßen wird. Einen anderen Ansatz um das Problem mit den Gehrungsfugen zu lösen, verfolgt das Systemhaus Gutmann mit seinem „Decco“-System. Hier sind die Abstandhalter in der Deckschale verankert, wird der Alurahmen als Ganzes auf dem Rahmen des Kunststoff-Fensters verklebt.

Nach wie vor eine Alleinstellung hat das Unternehmen profine mit seinen „AluFusion“-Systemen. Bei diesen ist die Alu-Schale in ihrer Form und Dimensionierung so ausgelegt, dass sie als statisches Element taugt.


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Mut zur Farbe – die aktuellen Techniken

Die Nachfrage nach farbigen Kunststoff-Fenstern wächst kontinuierlich. Ein Zeichen dafür, dass sich eine wachsende Zahl von Kunden intensiver mit ihrem Fenster auseinander setzt. Für die Farbgebung wird in erster Linie auf Dekorfolien gesetzt. Hierfür stehen heute Dekore von Anbietern wie Hornschuch und Renolit zur Verfügung, die den nach empfundenen Hölzern täuschend ähnlich sehen, sogar deren Haptik entsprechen.

Parallel dazu sind glatte, einfarbige Dekore gefragt. Dabei sind Grautöne der eindeutige Renner in der Gunst der Fensterkäufer.

Während alle Systemhersteller folierte Profile anbieten ist das Feld derer, die die Coextrusion für die Farbgebung nutzen, sehr überschaubar. Lediglich Gealan und die Profilmarke Trocal bieten Profile mit Polycarbonat-Oberflächen an. Material wird unter anderem von der Automobilindustrie wegen der hohen Widerstandsfähigkeit, Kratzfestigkeit, Farbechtheit und Witterungsbeständigkeit eingesetzt. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, bei der Montage oder bei anderen Gelegenheiten entstandene Kratzer einfach auszupolieren, so dass ein kostspieliger Fenstertausch nicht notwendig ist.

Weitgehend unbekannt bzw. wird nicht genutzt ist die Möglichkeit der Lackierung von Kunststoff-Profilen bzw. Fenstern. Angeboten wird diese Lösung sowohl vom belgischen Systemhersteller Deceuninck als auch von Rehau.


Mit ProCoverTec setzt die Profine-Gruppe eine ganze neue technische Möglichkeit der farblichen Gestaltung von Kunststoff-Profilen ein. Diese werden mit einem flüssigen Kunststoff beschichtet. Das Ergebnis sind haptisch und optisch sehr hochwertig anmutende Oberflächen, die sich zudem durch eine hohe Widerstandsfähigkeit und Kratzfestigkeit auszeichnen.

Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Aluminium-Deckschalen. Durch die Pulverbeschichtung in RAL- und NCS-Farbtönen besteht die nahezu unbegrenzte Möglichkeit der farblichen Gestaltung.


Klassische Ansichten gefragt

Flächenbündig, flächenversetzt, halbflächenversetzt...Auch die Gestaltung der Konturen von Kunststoff-Profilen bzw. -Fenstern ist gewissen Moden unterworfen. Betont runde Konturen sind heute kaum mehr gefragt, stattdessen stehen klare, kantige Konturen und flächenbündige Lösungen hoch im Kurs. Bei der Gestaltung dieser Konstruktionen sind die Aluminiumsysteme als Vorbilder klar erkennbar.


TPE oder EPDM?

In der überwiegenden Mehrzahl der Profile kommen heute einextrudierte TPE-Dichtungen zum Einsatz. Damit bleibt dem Verarbeiter der händische Dichtungseinzug bzw. die Investition in einen Dichtungseinzugsautomaten erspart. Die Verarbeitung der TPE-Dichtungen setzt allerdings eine gewisse Sorgfalt und zusätzliche Arbeitsschritte voraus, wenn das Ergebnis den Kunden überzeugen und das Fenster seine Funktion zuverlässig erfüllen soll. So muss die Gehrung im Bereich der Dichtung hinterfräst, die verschweißte Gehrung der Dichtung nachgearbeitet werden, um harte Grate und eventuelle Undichtigkeiten zu vermeiden.


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Es gibt daher Hersteller von Kunststoff-Profilen bzw. Fensterhersteller, die heute noch immer konsequent auf den Einsatz von EPDM-Dichtungen setzen, dies als Qualitätsmerkmal ihrer Fenster bzw. Profile ansehen.


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Recyclingkonzept wird europäisch

Die Rewindo Fenster-Recycling-Service GmbH, Bonn konnte für 2012 und damit im Jahr ihres 10-jährigen Bestehens bei PVC-Regranulat aus Altfenstern und Rollladen einen deutlichen Sprung über die 20.000-Tonnen-Marke vermelden- weitaus mehr als noch vor einem Jahr prognostiziert. Die 2002 gegründete Gesellschaft übersprang im zurückliegenden Jahr gleich noch eine weitere Marke: Zusammen mit 78.582 Tonnen an Produktions- und Verarbeitungsabfällen erreichte die Recyclingmenge erstmals über 100.000 Tonnen. Dies ist ein wichtiger Beitrag für die der Politik zugesagten Recyclingziele des europaweiten Aktionsprogramms ‚VinylPlus‘.


Das unter dem Druck von Materialanfeindungen entwickelte Konzept mausert sich zu einem europäischen Erfolgsmodell. Mit der Biotrans GmbH aus Schwerte und den Recyclern Deceuninck NV, Diksmuide, Belgien, sowie der Reststofftechnik GmbH mit Sitz in Henndorf, Österreich, unterstützen ab sofort drei neue Unternehmen das Rewindo-System beim Recycling ausgedienter Kunststofffenster, -türen und -rollladen.


Akuter Handlungsbedarf

Die Zahl der Profile mit integrierter Glasfaserverstärkung nimmt weiter zu. Schon zur letzten fensterbau/frontale haben sowohl die Veka AG als auch die profine Gruppe Studie von glasfaserverstärkten Konstruktionen vorgestellt. Ihre Markteinführung aber von der Einrichtung einer Branchenlösung abhängig gemacht, die das Recycling der Profilabschnitte und später auch der ausgebauten Fenster sicherstellen kann. Hier ist die Branche bis heute noch nicht zu einer Lösung gekommen.

Obwohl die Zeit drängt. Denn neben Profilen kommt die Glasfaserverstärkung mittlerweile auch bei Rollladen-Profilen, Bodenschwellen, speziellen Armierungen etc. zum Einsatz. Gleiches ist in vielen anderen Industriezweigen zu beobachten. Wer wissen will, warum die Einrichtung einer Recyclinglösung auch für diese Profile so wichtig ist, der mag sich von einem alten Hasen der Branche von den in den neunziger Jahren weit verbreiteten Materialverboten, Anfeindungen gegen PVC und politischen Repressionen berichten lassen.


Neue RAL-GZ 716

Die Gütegemeinschaft Kunststoff-Fensterprofilsysteme e.V. GKFP setzt nun schrittweise die neuen Güte- und Prüfbestimmungen in die Praxis um. Künftig wird das Gütezeichen RAL-GZ 716 nur für ein Kunststoff-Fenstersystem verliehen, und das schließt alle verwendeten Komponenten und Bauteile des Profilsystems mit ein. Die Neuordnung der Güte- und Prüfbestimmungen erfolgte in enger Abstimmung mit der RAL-GZ 695. Dabei wurde u.a. eng mit dem ift-Rosenheim zusammen gearbeitet.


Am Puls der Branche

All dem tragen wir Monat für Monat mit einer ausführlichen Berichterstattung über neue Systeme, Zubehörlösungen und neue Verarbeitungsmethoden Rechnung. Dabei spielen auch Aspekte einer möglichst rationellen Verarbeitung eine Rolle. Darüber hinaus berichten wir über neue Normen und Gesetze, von denen die Branche betroffen ist ebenso wie über die Verbände, Institute und Gütegemeinschaften.


Kostenloser Download

Im Mittelpunkt der Septemberausgabe von Bauelemente Bau steht traditionell die Marktübersicht der Kunststoff-Profilsysteme. Dank der Beteiligung aller für den deutschen Markt relevanten Systemhäuser bietet sie Ihnen als Leser einen aktuellen Überblick über den Stand der Systemtechnik.

Die Tabelle mit den technischen Daten der Kunststoff-Profilsysteme bieten wir Ihnen auf der Startseite unserer Internetseite www.bauelemente-bau.eu als pdf-Datei zum kostenlosen Download an. Dort finden Sie unter der Rubrik „Archiv“ auch die Tabellen der anderen Produktgruppen.